Christophe André
„Ich denke, dass Veränderung damit beginnt, dass man besser auf sich selbst achtgibt.“
Es gilt zu schützen und zu heilen, was unser Menschsein ausmacht: unser Innenleben. Und diese inneren Qualitäten sind durch bestimmte Phänomene unserer heutigen Zeit bedroht. Denn je mehr wir zu Konsumenten werden, zu Kaufmaschinen, die bestimmten Moden folgen, vor dem Fernseher oder anderen Videokanälen hocken, desto mehr büßen wir an menschlichen Qualitäten ein. Und je mehr wir an menschlichen Qualitäten verlieren, desto größer ist die Gefahr, die wir für unsere Mitmenschen und die Erde als Ganzes darstellen.
Materielle Werte wie Geld, Besitz oder Status werden auf Kosten von immateriellen Werten wie Teilen, Spiritualität, Zufriedenheit höher bewertet. Dies ist ein ernsthaftes Problem, denn eine Kultur, eine Zivilisation definiert sich nicht bloß durch Güter, die sie erzeugt, sondern auch über das Wertesystem, das sie vertritt und auf das sie sich gründet. Unser Wertesystem wird zusehends durch extrem materialistische Größen – wie Status, Geld, Aussehen, Durchsetzungs- und Leistungsfähigkeit, den wirtschaftlichen Nutzen, den ein Mensch abwirft, und die sozialen Kosten, die er verursacht – unterminiert oder gleich komplett abgelöst. Bestimmte moralische Grundwerte sind mittlerweile durch diese soziologischen Schadstoffe einer ähnlich ruinösen Belastung ausgesetzt wie das Grundwasser durch giftige Chemikalien.
Aber was können wir tun? Das mag sich jetzt lächerlich anhören, aber aktiv zu werden heißt zunächst einmal zu begreifen, dass die Dinge, von denen hier die Rede war, Tatsachen sind, dass sie einen Einfluss auf uns haben und dass wir uns dessen bewusst werden müssen. Die aktive Verschmutzung unseres Denkens, unseres Herzens und unserer Werte ist in vollem Gange. Sie ergreift mehr und mehr Besitz von uns. Angesichts der vielen Einflüsse, denen wir ausgesetzt sind, muss unsere Haltung aktiv, wachsam und kämpferisch sein.
Natürlich verlangt jede Veränderung einiges an Anstrengung. Eine mögliche Veränderung wäre eine Rückbesinnung auf die Natur, eine gefühlsmäßige Beziehung zur Natur, ein Gefühl der Demut ihr gegenüber und das Wissen um unsere Abhängigkeit von allem.
Ein anderer Lösungsansatz wäre es, unsere Lebensqualität nicht von materialistischen Werten abhängig zu machen, sondern andere Werte zu pflegen, wie zum Beispiel Offenheit für den Augenblick, für unsere Mitmenschen und für unsere Gefühle. Das so entstandene Wohlbefinden verträgt sich auch gut mit einem ökologischen Bewusstsein. Wir leben in einer wunderbaren Welt und wir haben das Glück, in einer spannenden Zeit zu leben, die uns viele Möglichkeiten bietet, die uns allerdings auch etwas abverlangt, was nicht unbedingt ein festes Wertesystem sein muss. Aber wir müssen wissen, wo wir sind und wohin wir uns wenden wollen und was wir mit unseren Bemühungen erreichen wollen.
Literatur:
André, Christophe, Kabat-Zinn, Jon, Ricard, Matthieu, Rabhi, Pierre: Wer sich verändert, verändert die Welt. Für ein achtsames Zusammenleben. Kösel Verlag 2014 S. 43
Total schöne Fotos und ganz wichtige Gedanken! Gratuliere!