„Wir können nicht länger warten, um unsere Beziehung zur Erde wiederherzustellen, denn im Augenblick sind die Erde und jedes Lebewesen auf ihr in wirklicher Gefahr. Wenn eine Gesellschaft von Gier und Stolz durchdrungen ist, gibt es Gewalt und unnötige Verwüstung. Wenn wir gegenüber unserer eigenen und anderen Gattungen Gewalt ausüben, sind wir zugleich auch gewalttätig zu uns selbst. Wenn wir wissen, wie wir alle Wesen schützen können, werden wir auch uns selbst schützen. Eine spirituelle Revolution ist vonnöten, wenn wir den ökologischen Herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen, begegnen wollen.
Viele von uns fühlen sich verloren. Wir arbeiten zu viel, unser Leben ist zu geschäftig; wir verlieren uns im Konsum und in Zerstreuungen aller Art und fühlen uns immer verlorener, einsamer und kränker. Viele von uns leben ein sehr isoliertes Leben. Wir sind nicht länger in Verbindung mit uns selbst, unserer Familie, unseren Vorfahren, der Erde oder den Wundern des Lebens, die sich um uns herum abspielen. Wir fühlen uns entfremdet und einsam. Diese Entfremdung ist eine Art von Krankheit, die zur Epidemie geworden ist. So viele von uns fühlen sich innerlich leer und suchen nach etwas, um das Vakuum zu füllen. Wir versuchen, die Leere mit Pillen, Rauschgiften oder durch Konsum zu füllen. Doch unsere Abhängigkeit vom Konsum, vom Kaufen und Verbrauchen von Dingen, die wir nicht brauchen, bereitet sowohl uns selbst als auch der Erde viel Stress und Leiden. Unser Verlangen nach Ruhm, Reichtum und Macht ist unersättlich und belastet unseren Körper und den Planeten schwer. Wir erkennen nicht, dass nicht Ruhm, Reichtum und Macht uns glücklich machen werden, sondern unser Grad an achtsamer Bewusstheit“ (vgl. Thich Nhat Hanh 2013, S. 28 ff).
Sich verlieben
Ein wirklicher Wandel wird nur einsetzen, wenn wir uns in unseren Planeten tatsächlich verlieben. Nur die Liebe kann uns zeigen, wie wir in Einklang mit der Natur und miteinander leben können; nur sie wird uns vor den Folgen der Umweltzerstörung und des Klimawandels retten. Wenn wir jemanden lieben, wollen wir uns um diese Person so kümmern, wie wir uns um uns kümmern. Wenn wir auf diese Weise lieben, ist die Liebe wechselseitig. Dann werden wir alles zum Nutzen der Erde tun, und wir können darauf vertrauen, dass auch sie ihrerseits alles in ihrer Macht Stehende zu unserem Wohlergehen beitragen wird (vgl. Thich Nhat Hanh 2013, S. 30 f.).
Literatur:
Thich Nhat Hanh: Liebesbrief an die Erde. Nymphenburger-Verlag. 2013