Schamanismus

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„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry)

Der Schamanismus ist die älteste dem Menschen bekannte spirituelle Praxis und „Ahne“ aller modernen Religionen. Betrachtet man ihn als eine Methode, so handelt es sich um eine Form der Meditation, verbunden mit einer konzentrierten Absicht, um verschiedene Ziele zu erreichen. Als spirituelle Praxis kann sich der Schamanismus zu einer Lebensweise entwickeln, die uns vollkommen zu verwandeln vermag. (S. 31)

Das Wort „Schamane“ stammt aus der Sprache der Ewenken (oder Tungusen) in Sibirien. Es bezieht sich auf esoterisches Wissen und außerordentliche spirituelle Fähigkeiten, weswegen ein Schamane oft als Mittler zwischen der menschlichen Welt und den Geistwelten definiert wird. In schamanischen Kulturen hat das Wort „Schamane“ die Bedeutung „der im Dunkeln sieht“ oder „der Wissende“.

Weltbild und Praxis der Schamanen weisen gewisse Gemeinsamkeiten auf, die es uns gestatten, einige allgemeine Regeln über den Schamanismus aufzustellen. Die Mehrzahl der indigenen Kulturen glaubt, das Universum bestünde aus zwei Bereichen: der Welt des Sichtbaren und der Welt des Verborgenen, die allerdings nicht voneinander getrennt werden. Ein Schamane weiß, dass diese beiden Welten zusammen die beiden Hälften eines Ganzen sind. Der Schamane ist ein inspirierter Visionär. Es ist ein Mensch – ein Mann oder eine Frau, der auf praktischen Wegen lernt, sich in die „Welt der verborgenen Dinge“ zu begeben. Für gewöhnlich trifft er dort auf außerweltliche Persönlichkeiten oder archetypische Kräfte, die von den indigenen Völkern als „Geister“, „Ahnen“ oder gar „Götter“ bezeichnen werden. (S. 32)

Sandra Ingerman; Hank Wesselman: Die schamanische Erfahrung: Ein Weg in die Tiefe der Seele. Arkana, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH 2010.