Spirituelle Ökologie

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Wir befinden uns im Griff einer materialistischen Kultur, die sich nur auf die physikalische Dimension fokussiert, deren Werte nicht nur unser Ökosystem zerstören, sondern auch unsere Seelen hungern lassen.
(vgl. Vaughan-Lee 2015, S. 269)

Zum ersten Mal seit Bestehen der Menschheit, führen wir die Erde an den Rand eines Kollaps. Durch Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, durch Verschmutzung unserer Flüsse und Meere, durch die fortlaufende Zerstörung der natürlichen Lebensräume und durch den Klimawandel kommt die Erde an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. All dies kommt durch unseren materialistischen Lebensstil und durch unser Konsumdenken zustande. Wir alle sind dafür verantwortlich.

Die Ursachen dafür finden wir nicht erst im ausufernden Lebensstil des 20. Jahrhunderts, sondern führen uns zurück in die Zeit der Aufklärung. Der Mensch sieht sich als getrennt von der Umwelt, die Welt wird als gefühllose Materie erlebt, als ein Mechanismus, dessen Funktion erforscht, erkannt und kontrolliert werden muss. Damit haben wir dem Raubbau an der Natur Tür und Tor geöffnet. Wir haben uns die Erde, im wahrsten Sinne des Wortes, Untertan gemacht. Wir haben jegliche Form der spirituellen Beziehung zum Leben und zum Planeten vollständig verloren und vergessen. Wir haben vergessen, dass die Welt ein ineinander verflochtenes und lebendiges Ganzes ist, das für uns sorgt, wie auch wir für sie zu sorgen haben. Unsere Mutter Erde wurde für die westliche Kultur zu etwas, was wir gnadenlos ausbeuten können (vgl. Vaughan-Lee 2015, S. 269).

Inzwischen findet bei vielen Menschen ein Umdenken statt. Sie sehen ein, dass es bald schon kein Weiterleben mehr gibt, wenn wir so weiter leben. Sie setzen sich für Umweltschutz, Erhaltung der Arten und der Lebensräume ein. Sie sehen allerdings oft nur den physischen, materialistischen Körper der Erde. Dieser Umweltschutz bleibt an der Oberfläche und geht nicht tief genug. Er hilft die Symptome zu lindern, heilt aber nicht die Ursache.

Wir mögen zwar ein Verständnis dafür entwickelt haben, dass die Erde ein lebendiges Wesen ist (siehe Gaia-Prinzip, Lovelock, 1992). Leider haben wir vergessen, dass dieses Wesen von einer Seele (Anima mundi) genährt wird und wir ein Teil davon sind. Wir haben vergessen, wie man die Seele der Welt nährt und auch von ihr genährt wird (vgl. Vaughan-Lee 2015, S. 267).

Spirituelle Ökologie heißt zu erkennen, dass wir untrennbar ein Teil der Welt sind. Es heißt, dass wir uns nicht nur um den physischen Körper von Mutter Erde kümmern, sondern uns auch wieder mit ihrer Seele verbinden.

Doch wie geht dies?
Wir können nicht wieder zu der einfachen Lebensweise früherer Jahrhunderte zurückkehren. Wir können jedoch erkennen, dass jede unserer Taten Auswirkungen auf die gesamte Welt hat, auf die äußere ebenso wie auf die innere. Wir können lernen, uns nicht in einen unnötigen Materialismus hineinziehen zu lassen. Wir können daran arbeiten, das spirituelle Ungleichgewicht der Welt zu heilen. Das Bewusstwerden unserer eigenen Seele wie auch der Seele der Welt führt zu einer Wiederverbindung von Geist und Materie. Wenn wir uns wieder in Gleichgewicht bringen, können wir möglicherweise den Ruf der Welt an uns hören  (vgl. Vaughan-Lee 2015, S. 273).

Jeder und jede von uns hat seinen/ihren eigenen Weg, diese Verbindung herzustellen. Eine Möglichkeit besteht darin, wieder vermehrt Rituale und Gebete für Mutter Erde durchzuführen. Wir können dabei Mutter Erde Liebe schicken und für Heilung beten.

Die wahre Verbindung wird durch unser Herz hergestellt.

Lovelock, James: Gaia – Die Erde ist ein Lebewesen: Scherz Verlag, Bern, München, Wien 1992.

Vaughan-Lee, Llewellyn: Der Ruf der Erde: In: Vaughan-Lee (Hg.): Spirituelle Ökologie – Der Ruf der Erde. Neue Erde Gmbh, Saarbrücken 2015.